Mittwoch, 10. März 2004
Heute einmal wieder etwas aus dem Nähkästchen:
Heute einmal wieder etwas aus dem Nähkästchen:




Niklas, dreieinhalb Jahre
hat sich wieder einen Witz erlaubt.
Wir haben bereits zwei Zimmer mühsam renoviert und jetzt ist der Flur dran. Da die beiden Zimmer sehr schön geworden sind, sagt ja jeder voller Begeisterung: "Sehr schön!" Dem Besuch werden immer erst diese beiden Zimmer gezeigt. Nun kommt Niklas wieder zu Besuch und stellt sich in den Flur, wo die Tapeten gerade abgerissen wurden und alles sehr kahl aussieht und sagt: " Ist das aber schön hier, wunderschön"!
Na, wenn er es sagt!







Da sag ich zu ihm: Was verstehst Du denn davon, Du bist doch noch ein kleines Kind! Prompt antwortete er: "Ich bin ein erwachsenes Kind"!

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Der Wetterfrosch
Wenn der Frosch im Wetterglase,
einen Cognac zu sich nimmt,
und sich begießt die grüne Nase,
die Sonne lange nicht mehr kimmt.
Wenn er auf die Leiter steigt,
auf der Jagt nach Stubenfliegen,
und uns dabei sein Lächeln zeigt,
werden wir schönes Wetter kriegen.
Kräht er wie ein Wetterhahn,
kündigt sich schlechtes Wetter an.
Hüpft ins Wasser er geschwind,
weht in Böen starker Wind.
Quakt er nachts beim Vollmondschein,
stellt sich strenge Kälte ein.
Schüttelt er sein kluges Köpfchen,
fallen bald die ersten Tröpfchen.
Zuckt sein rechtes Hinterbein,
strömt Polarluft zu uns ein.
Singt im Duett er mit dem Vetter,
bleibt beständig noch das Wetter.
Wenn Frösche sich zum Rundgesang,
treffen beim Sonnenuntergang,
allesamt recht wohlgesinnt,
wunderschön die Nacht beginnt.
Quakt der Frosch am frühen Morgen,
macht die Feuchtigkeit ihm Sorgen.
Wenn er wie ein Kuckuck schreit,
beginnt die schöne Maienzeit.
Wenn er am Teich spazieren geht,
ein schöner Tag uns vorbesteht.
Bleibt er zu Haus in seinem Stall,
schüttet es draußen überall.
Wenn er beim Quaken innehält,
der hohe Luftdruck sofort fällt.
Flüchtet er durch grüne Auen,
wird sich was zusammenbrauen.
Hüpft der Frosch durchs Schilf geschwind,
kommt bestimmt ein Wirbelwind.
Wenn er nach rasanter Flucht,
ängstlich ein Versteck aufsucht,
und er dort leis‘ nur quakt und zag,
gibt’s Donner, Blitz und Hagelschlag.
Wenn der Frosch in’s Wasser flieht,
er den Schneesturm kommen sieht.
Geht der Laubfrosch aus zum Schwof,
dann hat der Neumond einen Hof.
Schläft der Frosch im gläsern Haus,
einmal sich bis Mittag aus,
weil er die ganze Nacht lang sang,
bleibt das Wetter schön noch lang.
Wenn er froh und unbeschwert,
morgens vom Konzert heimkehrt,
und den ganzen Tag lang ruht,
bleibt das Wetter weiter gut.

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Mein Wannenbad
Es muss wieder mal sein.
Also: Ich steige hinein
in zirka zwei Kubikmeter See.
Bis übern Bauch tut es weh.

Das Hähnchen plätschert in schamlosem Ton,
ich atme und schnupfe den Fichten-Ozon,
Beobachte, wie die Strömung läuft.
Wie dann clam, langsam mein Schwamm sich besäuft
und ich ersäufe, um allen Dürsten
gerecht zu werden, verschiedene Bürsten.
Ich seife, schrubbe, ich spüle froh.
Ich suche auf Ausguck
vergebens nach einem ertrinkenden Floh,
doch fort ist der Hausjuck.

Ich lehne mich weit und tief zurück,
genieße schaukelndes Möwenglück.
Da taucht aus der blinkenden Fläche, wie
eine Robinsoninsel, plötzlich ein Knie;
dann - massig - mein Bauch - eines Walfisches Speck.
Und nun auf den Wellen (nach meinem Belieben
herangezogen, davon getrieben),
als Wogenschaum spielt mein eigenster Dreck
und auf dem Gipfel neptunischer Lust,
klebt sich der Waschlappen mir an die Brust.

Brust, Wanne und Wände möchten zerspringen,
denn ich beginne nun, dröhnend zu singen
die allerschwersten Opern-Kaliber.
Das Thermometer steigt über Fieber,
das Feuer braust und der Ofen glüht,
aber ich bin schon so abgebrüht,
dass mich gelegentlich Explosionen -
wenn’s an mir vorbei geht --
erfreu’ n, weil manchmal dabei was entzwei geht,
was Leute betrifft, die unter mir wohnen.

Ich lasse an verschiedenen Stellen
nach meinem Wunsch flinke Bläschen entquellen,
erhebe mich mannhaft ins Duschengebraus.
Ich bück' mich. Der Stöpsel rülpst sich heraus
und während die Fluten sich gurgelnd verschlürfen,
spannt mich das Bewusstsein wie himmlischer Zauber,
mich überall heute zeigen zu dürfen,
denn ich bin sauber. ------

Joachim Ringelnatz



Dieses Ringelnatz-Gedicht erinnert mich
an meine Kindheit.

Unsere Badezeremonie ging so:
Bei uns, hat meine Mutter samstags abends eine Zinkwanne in die große Wohnküche getragen,
Stühle rund herum gestellt und sie mit Decken behängt.
(Das war dann der Sichtschutz)
Nun wurden auf dem Kohlenherd große Waschkessel mit Wasser erhitzt und unter Lebensgefahr in die Wanne geschüttet. Kessel mit kaltem Wasser hinzu, bis die richtige Badetemperatur erreicht.
Das jüngste Kind, natürlich ich, durfte als erstes ins Wasser,
mein Bruder verkraftet das heute noch nicht. Nun brauche ich ja nicht mehr erzählen, dass wir eigentlich recht arme Leute waren und in einem zweihundert Jahre altem Haus (1798) lebten, das heißt heute noch leben. In diesem Haus war das Wort Badezimmer ein Fremdwort, mich hat das Haus gefangen, ich lebe hier schon immer und bin auch nie weggezogen. Ich bin unter dem Sternzeichen Stier geboren und diese Stiere sind sehr erdverbunden, daran muss es wohl liegen. Die sanitären Verhältnisse sind in der Zwischenzeit gelöst, das Haus liebe ich noch immer und hier werde ich für immer bleiben.


Laura

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