Donnerstag, 1. April 2004
Schlafwandler
Tach auch! Bin heute wieder als Schlafwandlerin unterwegs!
Aus Yahoo Nachrichten entnommen:


"Im Düsseldorfer Hauptbahnhof ist ein 36-jähriger Schlafwandler auf ein Gleis gestürzt - und hatte Glück im Unglück. Der Lokführer einer einfahrenden S-Bahn erkannte die Situation und brachte seinen Zug rechtzeitig zum Stillstand"

Na, das kann mir hier am Computer nicht passieren, das einzigste, was mir hier passieren kann, wäre, - dass der Computer abstürzt!.

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Dienstag, 30. März 2004
Auf dem Schulhof
Auf dem Schulhof


Ein Sperling, der von ungefähr, zu einem Schulhof kam,
erstaunte, über das, was er auf diesem Hof vernahm.

Ein Mädchen sprach zu Meiers Franz: Du alter Esel du!
Da sprach der Franz: Du dumme Gans, bist eine blöde Kuh!

Der Walter sprach zum dicken Klaus: Mach Platz du fetter Ochs!
Da rief der Klaus: Du fade Laus, pass auf, dass ich nicht box!

Zum Peter sprach Beate nun: Du Affe, geh hier weg!
Da rief der Peter: Dummes Huhn, ich weiche nicht vom Fleck!

Der Sperling meint er hört nicht Recht. Es tönte allenthalb:
Du Schaf! Du Floh! Du blöder Hecht! Du Hund! Du Schwein! Du Kalb!

Der kleine Sperling staunte sehr.
Er sprach: "Es schien mir so, als ob ich auf dem Schulhof wär,

doch bin ich wohl im Zoo!


---James Krüss---

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Montag, 29. März 2004
Eine kleine Ermunterung
"Gott hat Achtung vor mir, wenn ich arbeite ....

aber er liebt mich, wenn ich singe“.

(Tagore)

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Freitag, 19. März 2004
Humanistisches Frühlingslied
Humanistisches Frühlingslied

Amsel, Drossel, Star und Fink
singen Lieder vom Frühlink,
machen recht viel Federlesens
von der Gegenwart, vom Präsens.

Krokus, Maiglöckchen und Kressen
haben längst den Schnee vergessen,
auch das winzigste Insekt
denkt nicht mehr ans Imperfekt

Hase, Hering, Frosch und Lachs,
Elke, Inge, Fritz und Max ---
alles, alles freut sich nur
an dem Jetzt. Und aufs Futur.

Heinz Erhardt

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Mittwoch, 17. März 2004
www
weiße wölkchen
wirbeln weich
wie watte

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Mittwoch, 10. März 2004
Mein Wannenbad
Es muss wieder mal sein.
Also: Ich steige hinein
in zirka zwei Kubikmeter See.
Bis übern Bauch tut es weh.

Das Hähnchen plätschert in schamlosem Ton,
ich atme und schnupfe den Fichten-Ozon,
Beobachte, wie die Strömung läuft.
Wie dann clam, langsam mein Schwamm sich besäuft
und ich ersäufe, um allen Dürsten
gerecht zu werden, verschiedene Bürsten.
Ich seife, schrubbe, ich spüle froh.
Ich suche auf Ausguck
vergebens nach einem ertrinkenden Floh,
doch fort ist der Hausjuck.

Ich lehne mich weit und tief zurück,
genieße schaukelndes Möwenglück.
Da taucht aus der blinkenden Fläche, wie
eine Robinsoninsel, plötzlich ein Knie;
dann - massig - mein Bauch - eines Walfisches Speck.
Und nun auf den Wellen (nach meinem Belieben
herangezogen, davon getrieben),
als Wogenschaum spielt mein eigenster Dreck
und auf dem Gipfel neptunischer Lust,
klebt sich der Waschlappen mir an die Brust.

Brust, Wanne und Wände möchten zerspringen,
denn ich beginne nun, dröhnend zu singen
die allerschwersten Opern-Kaliber.
Das Thermometer steigt über Fieber,
das Feuer braust und der Ofen glüht,
aber ich bin schon so abgebrüht,
dass mich gelegentlich Explosionen -
wenn’s an mir vorbei geht --
erfreu’ n, weil manchmal dabei was entzwei geht,
was Leute betrifft, die unter mir wohnen.

Ich lasse an verschiedenen Stellen
nach meinem Wunsch flinke Bläschen entquellen,
erhebe mich mannhaft ins Duschengebraus.
Ich bück' mich. Der Stöpsel rülpst sich heraus
und während die Fluten sich gurgelnd verschlürfen,
spannt mich das Bewusstsein wie himmlischer Zauber,
mich überall heute zeigen zu dürfen,
denn ich bin sauber. ------

Joachim Ringelnatz



Dieses Ringelnatz-Gedicht erinnert mich
an meine Kindheit.

Unsere Badezeremonie ging so:
Bei uns, hat meine Mutter samstags abends eine Zinkwanne in die große Wohnküche getragen,
Stühle rund herum gestellt und sie mit Decken behängt.
(Das war dann der Sichtschutz)
Nun wurden auf dem Kohlenherd große Waschkessel mit Wasser erhitzt und unter Lebensgefahr in die Wanne geschüttet. Kessel mit kaltem Wasser hinzu, bis die richtige Badetemperatur erreicht.
Das jüngste Kind, natürlich ich, durfte als erstes ins Wasser,
mein Bruder verkraftet das heute noch nicht. Nun brauche ich ja nicht mehr erzählen, dass wir eigentlich recht arme Leute waren und in einem zweihundert Jahre altem Haus (1798) lebten, das heißt heute noch leben. In diesem Haus war das Wort Badezimmer ein Fremdwort, mich hat das Haus gefangen, ich lebe hier schon immer und bin auch nie weggezogen. Ich bin unter dem Sternzeichen Stier geboren und diese Stiere sind sehr erdverbunden, daran muss es wohl liegen. Die sanitären Verhältnisse sind in der Zwischenzeit gelöst, das Haus liebe ich noch immer und hier werde ich für immer bleiben.


Laura

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Dienstag, 9. März 2004
Frühlingsbotschaft von Heinrich Heine (1797-1856)
Frühlingsbotschaft

Leise zieht durch mein Gemüt
Liebliches Geläute.
Klinge, kleines Frühlingslied,
Kling hinaus ins Weite.
Kling hinaus bis an das Haus,
Wo die Veilchen sprießen!
Wenn du eine Rose schaust,
Sag, ich lass sie grüßen.




Heute ein kleiner Auszug aus der
Überinterpretation zum Marburger Abend „Komische Lyrik“

„Ich aber hatte Zahnweh im Herzen.“
Au Backe!
„Leise zieht durch mein Gemüt Liebliches Geläute“ –
es ist ein sich ankündigender Zahnschmerz,
der seinerseits mit der allgemeinen Befindlichkeit („Gemüt“) parallelisiert wird.
Ohne Zweifel muss der leidende Poet sich mit dem Gedanken vertraut machen,
die Praxis seines Zahnarztes aufzusuchen,
und wird dabei zweifellos bitter an bereits hinter sich gebrachte Wurzelbehandlungen erinnert. Möglicherweise meldete sich damals gerade auch einer der Weisheitszähne. Darum lauten die ersten beiden Zeilen der zweiten Strophe im wiederholenden Anklang an die erste Strophe, was für die Unaufhaltsamkeit der sich kräftig meldenden Zahnschmerzen spricht, in ebenfalls zur Jahreszeit passenden euphemistischen Weise: »Kling' hinaus, bis an das Haus, / Wo die Blumen sprießen, dann folgt der Schluss medizinischer Anspielung auf eine mögliche Entzündung, die sich der Dichter nun wirklich nicht an den Hals wünscht und deshalb durch den freundlichen Gestus eines sozusagen mittelalterlichen Besprechens in seine Schranken weist: »Wenn du eine Rose schaust, /Sag' ich lass' sie grüßen“. Mit anderen Worten „Zahnweh und schließlich sich ergebende Zahnfleisch- Kieferentzündung, ihr könnt mir gestohlen bleiben! Die viel friedvoller ausgedrückte Schlusswendung und Grußformel mag der Beleg dafür sein, dass der Schmerz wirklich nachließ. Es scheint also in der Tat festzustehen, dass in verschlüsselte, freundliche Verse gebrachte Reaktionen auf körperliche Attacken ein probates Hausmittel bei Zahnschmerz und vielleicht auch bei anderen Erkrankungen darstellen, jedenfalls bei einem Dichter vom Range eines Heinrich Heine. Uns, die wir von den großen Geistern lernen können, zeigt dieses Exempel: Freundliche Geduld wirkt Wunder, im Umgang mit uns selbst und mit anderen. Insofern ist dieses kleine Zahnweh-Gedicht ein Beispiel für unsere besten humanistischen Traditionen.
Joseph A. Kruse




Ich habe noch etwas zum Schmunzeln, hoffentlich hatte
Heinrich Heine( beim Dichten des Gedichts )
keine Zahnschmerzen mehr


Heinrich Heine

Die Libelle:

Es tanzt die schöne Libelle
wohl auf des Baches Welle;
Sie tanzt daher, sie tanzt dahin,
die schimmernde, flimmernde Gauklerin.

Gar mancher junge Käfertor
bewundert ihr Kleid von blauem Flor,
bewundert des Leibchens Emaille
und auch die schlanke Taille.

Gar mancher junge Käfertor
sein bisschen Käferverstand verlor;
die Buhlen sumsen von Lieb und Treu,
versprechen Holland und Brabant dabei.

Die schöne Libelle lacht und spricht:
»Holland und Brabant brauch ich nicht,
doch sputet Euch, Ihr Freier,
und holt mir ein Fünkchen Feuer.

Die Köchin kam in Wochen,
muss selbst mein Süpplein kochen;
die Kohlen des Herdes erloschen sind -
holt mir ein Fünkchen Feuer geschwind“

Kaum hat die Falsche gesprochen das Wort,
die Käfer flatterten eilig fort.
Sie suchen Feuer, und lassen bald
weit hinter sich den Heimatwald.

Sie sehen Kerzenlicht, ich glaube
in einer erleuchteten Gartenlaube;
und die Verliebten, mit blindem Mut
stürzen sie sich in die Kerzenglut.

Knisternd verzehrten die Flammen der Kerzen
die Käfer und ihre liebenden Herzen;
die einen büßten das Leben ein,
die andern nur die Flügelein.

Oh wehe dem Käfer, welchem verbrannt
die Flügel sind! Im fremden Land
Muss er wie ein Wurm am Boden kriechen,
mit feuchten Insekten, die hässlich riechen.

Die schlechte Gesellschaft, hört man ihn klagen,
ist im Exil die schlimmste der Plagen.
wir müssen verkehren mit einer Schar
von Ungeziefer, von Wanzen sogar.

Die uns behandeln als Kameraden,
weil wir im selben Schmutze waten -
drob klagte schon der Schüler Virgils,
der Dichter der Hölle und des Exils.

Ich denke mit Gram an die bessere Zeit,
wo ich mit beflügelter Herrlichkeit
im Heimatäther gegaukelt,
auf Sonnenblumen geschaukelt.

Aus Rosenkelchen Nahrung sog
und vornehm war, und Umgang pflog,
mit Schmetterlingen von adligem Sinn,
und mit der Zikade, der Künstlerin -

Jetzt sind meine armen Flügel verbrannt;
ich kann nicht zurück ins Vaterland,
ich bin ein Wurm, und ich verrecke
und ich verfaule im fremden Drecke.

O, dass ich nie gesehen hätt’
die Wasserfliege, die blaue Kokett
Mit ihrer feinen Taille -
die schöne, falsche Kanaille!

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Montag, 23. Februar 2004
Blumenhochzeit
Die aufgeputzte Hyazinthe
feiert Hochzeit in der Pinte.
Bräutigam Herrn Rittersporn
den hat sie sich hübsch auserkor’n.
Eingeladen zu dem Feste
sind viele liebe Blumengäste.
Heute gehören die Musikanten
zu den ausgewählten Eleganten.
Doch wieder ist’s die alte Chose:
Ganz in Rot kommt die Frau Rose,
auch Frau Nelke kommt daher,
sie war schnell noch beim Friseur.
Und die liebe Anemone
ist natürlich auch nicht ohne!
Gibt den jungen Pflanzen Tipps,
dabei ist sie selbst beschwipst.
Bisschen aus dem Gleichgewicht
ist das kleine Vergissmeinnicht
Alle wissen es ganz genau,
denn es ist von Haus aus blau.
Frau Iris immer etepetete
kommt etwas später zu der Fete.
Herr Löwenzahn schon ziemlich laut,
möchte küssen die schöne Braut.
Ihm fällt das Leben etwas schwer
und trank deshalb zu viel Likör.
Das Brautpaar mit viel Firlefanz,
eröffnet dann ganz schnell den Tanz.
Alle tanzen ohne Verdruss
bis die Hochzeitsfeier Schluss!
Laura

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Sonntag, 22. Februar 2004
Nächstenliebe
Die Nächstenliebe leugnet keiner,
doch ist sie oft nur leerer Wahn,
das merkst am besten du in einer
stark überfüllten Straßenbahn.
Du wirst geschoben und musst schieben,
der Strom der Menge reißt dich mit.
Wie kannst du da den Nächsten lieben,
wenn er dir auf die Füße tritt?

(Heinz Erhardt)

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Sonntag, 15. Februar 2004
Der Kohlkopf
Der Kohlkopf stand neben dem Rosenstock
und schaute verliebt wie ein Ziegenbock,
tagtäglich der Rose blühende Pracht.

Und eines Tages, das heißt bei der Nacht,
da hielt der Kohlkopf es nicht mehr aus,
es musste aus seinem Kohlherzen heraus,

er kniete nieder, er seufzte, er schwur:
„Ich liebe dich, Rose! – Dich liebe ich nur!“
...und hat, wie das so zu gehen pflegt,

der Rose sein Kohlherz zu Füßen gelegt.
Und die Rose? – Im Dunkeln hat’s niemand gesehn,
was weiter zwischen den Beiden geschehn….

Im nächsten Jahr... was war das wohl?...
stand neben der Rose... Rosenkohl!

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