Freitag, 30. April 2004
Hexennacht
Das Brauchtum hier in unserem Dorf
hat eine lange Tradition.
Die Jugend stellt den Maibaum auf,
schmückt ihn bis in die Spitzen,
mit Bändern bunt, aus Stoff, Papier,
ein Strohkranz drauf, welch eine Zier.
Es weht ein lauer Abendwind,
ein reges Treiben, die Nacht beginnt.

Hexen, sie tanzen und singen laut,
auf einem Bein um's Feuer.
Die Kirchenuhr schlägt Mitternacht,
im Dorf da ist es nicht geheuer.
Es rumpelt und pumpelt,
es rasselt, es knarrt,
die Hexen, sie hexen gar schwer.
Sie rollen, sie schieben, tragen und biegen
verschiedene Dinge mal kreuz und mal quer.

Jede r verriegelt, verrammelt die Türen,
sitzt still hinterm Ofen auf der Lauer.
Doch Hexen sind schlau,
das weiß man genau,
sie klettern über Zäune und Mauern.
Man hört sie nur, kann sie nicht seh'n
in dieser Hexennacht,
so wird manch' Gegenstand bei Nacht
doch heimlich fortgebracht.

Da ertönt der erste Hahnenschrei,
die Hexennacht ist jetzt vorbei.
Der Dorfplatz gleicht einem wüsten Gelage,
heut hier am ersten Maientage.
Ein altes Wasserfass,
ein Gartentürchen an der Linde,
ein Karren mit Mist, ein Bett aus alter Eiche,
es konnte nicht, das sieht man hier,
der Hexennacht entweichen.

(Manfred Ulrich, Neroth)

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Montag, 26. April 2004
Tünnes und Hänneschen
Tünnes und Hänneschen stehen in Köln
auf der Hängebrücke und schauen in das Wasser.
Sie gucken und gucken,
und plötzlich fällt dem Tünnes die Brille von der Nase
und runter ins Wasser.
"Huch", sagt er, "Gott, Hänneschen, guck' mal da,
haste jesehn, mir is jetzt grade die Brillle in die Mosel gefallen!" -
Sagt das Hänneschen: "Du jecke Jung,
dat is doch nit de Mosel, hier simmer am Rhein!" -
"Was? Am Rhein? Mein Gott, da kannste doch 'mal sehen,
wie schlecht ich ohne Brill' sehen kann!"

(erzählt von Willy Millowitsch)

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Samstag, 24. April 2004
Die polyglotte Katze von Heinz Erhardt
Die Katze sitzt vorm Mauseloch,
in das die Maus vor kurzem kroch,
und denkt: »Da wart nicht lang ich,
die Maus, die fang ich!«

Die Maus jedoch spricht in dem Bau:
»Ich bin zwar klein, doch bin ich schlau!
Ich rühr mich nicht von hinnen,
ich bleibe drinnen!«

Da plötzlich hört sie ? statt »miau« ?
ein laut vernehmliches »wau-wau«
und lacht: »Die arme Katze,
der Hund, der hatse!

Jetzt muß sie aber schleunigst flitzen,
anstatt vor meinem Loch zu sitzen!«
Doch leider ? nun, man ahnt's bereits ?
war das ein Irrtum ihrerseits.

Denn als die Maus vors Loch hintritt ?
es war nur ein ganz kleiner Schritt ?
wird sie durch Katzenpfotenkraft
hinweggerafft! ?

Danach wäscht sich die Katze die Pfote
und spricht mit der ihr eignen Note:
»Wie nützlich ist es dann und wann,
wenn man 'ne fremde Sprache kann...!«

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Montag, 12. April 2004
Spucke im See
Ich habe in den See gespuckt,
da kommt ein kleiner Fisch und guckt.
Er blinzelt, äugelt und beguckt,
was ich da in den See gespuckt.
Die Kiemen bibbern und die Flossen
nebst Schwänzlein pendelnd unentschlossen,
mal links, mal rechts, mal rechts und links
um dieses unbekannte Dings.
Gern schnappt er zu mit einem Biss,
doch --- traut er der Geschichte miss.

Da kommt ein alter Barsch geschwommen,
der gleich beim ersten Blick vernommen,
was hier geschlagen hat die Glocke
und, dass der Braten riecht nach Spocke.
Der Alte spricht zum jungen Barsch:
„Mach, dass du weg kommst! Los! Marsch, marsch!
Siehst du denn nicht, du Mamelucke?
Das, was da schwimmt ist eitel Spucke.
Das kannst du niemals nicht vertragen.
Ein Barsch hat kein' Beamtenmagen.

Sei vor dem Schicksal auf der Hut.
Nicht alles was es schickt ist gut.
Oft schickt es scheinbar einen Happen,
wenn du versuchst danach zu schnappen;
dann merkst du erst des Schicksals Tücke.
Wenn du recht hinschaust, ist es Spücke.
Sieh dort ---- da kommt ein Wurm gekrochen.
Der Wurm ist echt. ---- Ich hab' gesprochen.“
Hierauf verschwand der alte Barsch ---
und das Gedicht --- zu Ende warsch.
Fred Endrikat

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Freitag, 9. April 2004
Frohe Ostern und einen schönen Osterkorb wünscht Laura
Henne Hanna

Sieben arme Hühner saßen
in dem Hühnerstall, dem engen.
Sieben arme Hühner mussten
sich darin zusammendrängen.

Aber einst, die Henne Hanna,
lief ganz still und heimlich weg
und fand bei der alten Mauer
ein vorzügliches Versteck.

Hanna sonnt sich auf der Mauer.
Alles war für sie so neu.
Und sie legt ihre Eier
in ein Nest aus frischem Heu.

Sieben Mäuse fanden Ostern
in dem grünen, grünen Gras
bunte Ostereierschalen
und sie machten damit was...

Henne Hanna hat gebrütet,
zwanzig Tage saß sie da.
Doch dann ging sie mal spazieren,
weil ihr einfach danach war.

Und da kamen sieben Mäuse.
Fünf von ihnen schlüpften fix
in die Ostereierschalen.
Henne Hanna merkte nix.

Und die kleinen Küken pickten
sich aus ihrem Eierhaus:
Ach, was sind denn das für Küken?
Ei, wie sehen die denn aus?

Henne Hannas Küken standen
da und staunten stumm und still.
Und in diese Stille piepte
eine Maus: „April, April!“


Fredrik Vahle





Was hat der Vollmond mit Ostern zu tun?
Nachdem es zwar bereits leuchtende, aber noch keine kreisrunden Ostereier gibt, muss es etwas anderes sein: Ostern ist seit dem Jahr 325 festgelegt als der erste Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling.

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Donnerstag, 8. April 2004
Ostergedicht von Heinz Erhardt
Wer ahnte, dass zum Weihnachtsfest
Cornelia mich sitzen lässt?

Das war noch nichts: zu Ostern jetzt
hat sie mich abermals versetzt!

Nun freu ich mich auf Pfingsten -
nicht im geringsten!

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Mittwoch, 7. April 2004
Die Made von Heinz Erhardt
Die Made
Hinter eines Baumes Rinde
wohnt die Made mit dem Kinde.
Sie ist Witwe, denn der Gatte,
den sie hatte, fiel vom Blatte.
Diente so auf diese Weise
einer Ameise als Speise.

Eines Morgens sprach die Made:
"Liebes Kind, ich sehe grade,
drüben gibt es frischen Kohl,
den ich hol. So leb denn wohl!
Halt, noch eins! Denk, was geschah
geh nicht aus, denk an Papa!"
Also sprach sie und entwich.-
Made junior aber schlich
hinterdrein; und das war schlecht!
Denn schon kam ein bunter Specht
und verschlang die kleine
fade
Made
ohne Gnade.
Schade!

Hinter eines Baumes Rinde
ruft die Made nach dem Kinde

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Montag, 5. April 2004
Gute Vorsätze
Am Montag fängt die Woche an,
am Montag ruht der brave Mann.
Am Dienstag gibst du dir den Rat:
Du sammelst Mut und Kraft zur Tat.
Am Mittwoch fasst du den Entschluss:
Bestimmt, es soll, es wird, es muss.
Am Donnerstag fasst du den Plan:
Von morgen an wird was getan.
Am Freitag geht von altersher
das, was man anfängt immer quer.
Am Samstag beginnt das Wochenend
da wird mal gründlich ausgepennt.
Am Sonntag könnt man so viel tun,
doch sonntags muss man leider ruhn

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Samstag, 3. April 2004
Der Bettler
Der Bettler

Ein Bettler steht
am Himmelstor.
Petrus grinst:
"Du warst Autor?
So will ich mit
dir gnädig sein;
du warst gewiss ein
armes Schwein!"


Juni 1997 "bettler" (Georg Segessenmann)

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Donnerstag, 1. April 2004
Sternenaugenzwinkerduell
Größte Faszination:

Ich habe eine Genehmigung
für die Veröffentlichung dieser kleinen Lyrik.


Sternenaugenzwinkerduell

Dein Sternenaugenzwinkerduell,
das mich im Nachtexpress heraus forderte,
als Auftakt zum Krieg der Sterne,
hat meine Regenbogensternentauflimmerflugmondrakete
ins Trudeln gebracht.


Dark
http:www.beepworld.de/members

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