Donnerstag, 11. März 2004
Mit deinen blauen Augen von Heinrich Heine
Mit deinen blauen Augen
Siehst du mich lieblich an,
Da wird mir so träumend zu Sinne,
Daß ich nicht sprechen kann.

An deine blauen Augen
Gedenk ich allerwärts;
Ein Meer von blauen Gedanken
Ergießt sich über mein Herz.

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Die blauen Frühlingsaugen von Heinrich Heine
Die blauen Frühlingsaugen
Schaun aus dem Gras hervor;
Das sind die lieben Veilchen,
Die ich zum Strauß erkor.

Ich pflücke sie und denke,
Und die Gedanken all,
Die mir im Herzen seufzen,
Singt laut die Nachtigall.

Ja, was ich denke, singt sie
Lautschmetternd, daß es schallt;
Mein zärtliches Geheimnis
Weiß schon der ganze Wald.

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Vorfrühling von Paul Heyse (1830-1914)
Vorfrühling

Stürme brausten über Nacht,
und die kahlen Wipfel troffen.
Frühe war mein Herz erwacht,
schüchtern zwischen Furcht und Hoffen.
Horch, ein trautgeschwätz'ger Ton
dringt zu mir vom Wald hernieder.
Nisten in den Zweigen schon
die geliebten Amseln wieder?

Dort am Weg der weiße Streif -
Zweifelnd frag' ich mein Gemüte:
Ist's ein später Winterreif
oder erste Schlehenblüte?

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Schwarzbraun ist die Haselnuss
Sie wächst schon seit 8000 Jahren
in unseren Breitengraden.
Der Haselnussstrauch blüht
noch bevor er Blätter austreibt,
er besitzt männliche Kätzchen
und weibliche Blüten,
aus denen sich später
die Nüsse entwickeln.




Der erste Frühlingshauch

in unserem Haselnussstrauch.

„Haselnusskätzchen!

Da seid ihr, ihr Schätzchen!

Vom Frühlingswind umschmeichelt,

euer Goldstaub die Erde streichelt.

Eure Köpfchen sind helle,

Seidenweich eure Felle.

Ich brauchte im Garten

nicht lang auf euch warten“.

by Laura

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Mittwoch, 10. März 2004
Heute einmal wieder etwas aus dem Nähkästchen:
Heute einmal wieder etwas aus dem Nähkästchen:




Niklas, dreieinhalb Jahre
hat sich wieder einen Witz erlaubt.
Wir haben bereits zwei Zimmer mühsam renoviert und jetzt ist der Flur dran. Da die beiden Zimmer sehr schön geworden sind, sagt ja jeder voller Begeisterung: "Sehr schön!" Dem Besuch werden immer erst diese beiden Zimmer gezeigt. Nun kommt Niklas wieder zu Besuch und stellt sich in den Flur, wo die Tapeten gerade abgerissen wurden und alles sehr kahl aussieht und sagt: " Ist das aber schön hier, wunderschön"!
Na, wenn er es sagt!







Da sag ich zu ihm: Was verstehst Du denn davon, Du bist doch noch ein kleines Kind! Prompt antwortete er: "Ich bin ein erwachsenes Kind"!

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Der Wetterfrosch
Wenn der Frosch im Wetterglase,
einen Cognac zu sich nimmt,
und sich begießt die grüne Nase,
die Sonne lange nicht mehr kimmt.
Wenn er auf die Leiter steigt,
auf der Jagt nach Stubenfliegen,
und uns dabei sein Lächeln zeigt,
werden wir schönes Wetter kriegen.
Kräht er wie ein Wetterhahn,
kündigt sich schlechtes Wetter an.
Hüpft ins Wasser er geschwind,
weht in Böen starker Wind.
Quakt er nachts beim Vollmondschein,
stellt sich strenge Kälte ein.
Schüttelt er sein kluges Köpfchen,
fallen bald die ersten Tröpfchen.
Zuckt sein rechtes Hinterbein,
strömt Polarluft zu uns ein.
Singt im Duett er mit dem Vetter,
bleibt beständig noch das Wetter.
Wenn Frösche sich zum Rundgesang,
treffen beim Sonnenuntergang,
allesamt recht wohlgesinnt,
wunderschön die Nacht beginnt.
Quakt der Frosch am frühen Morgen,
macht die Feuchtigkeit ihm Sorgen.
Wenn er wie ein Kuckuck schreit,
beginnt die schöne Maienzeit.
Wenn er am Teich spazieren geht,
ein schöner Tag uns vorbesteht.
Bleibt er zu Haus in seinem Stall,
schüttet es draußen überall.
Wenn er beim Quaken innehält,
der hohe Luftdruck sofort fällt.
Flüchtet er durch grüne Auen,
wird sich was zusammenbrauen.
Hüpft der Frosch durchs Schilf geschwind,
kommt bestimmt ein Wirbelwind.
Wenn er nach rasanter Flucht,
ängstlich ein Versteck aufsucht,
und er dort leis‘ nur quakt und zag,
gibt’s Donner, Blitz und Hagelschlag.
Wenn der Frosch in’s Wasser flieht,
er den Schneesturm kommen sieht.
Geht der Laubfrosch aus zum Schwof,
dann hat der Neumond einen Hof.
Schläft der Frosch im gläsern Haus,
einmal sich bis Mittag aus,
weil er die ganze Nacht lang sang,
bleibt das Wetter schön noch lang.
Wenn er froh und unbeschwert,
morgens vom Konzert heimkehrt,
und den ganzen Tag lang ruht,
bleibt das Wetter weiter gut.

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Mein Wannenbad
Es muss wieder mal sein.
Also: Ich steige hinein
in zirka zwei Kubikmeter See.
Bis übern Bauch tut es weh.

Das Hähnchen plätschert in schamlosem Ton,
ich atme und schnupfe den Fichten-Ozon,
Beobachte, wie die Strömung läuft.
Wie dann clam, langsam mein Schwamm sich besäuft
und ich ersäufe, um allen Dürsten
gerecht zu werden, verschiedene Bürsten.
Ich seife, schrubbe, ich spüle froh.
Ich suche auf Ausguck
vergebens nach einem ertrinkenden Floh,
doch fort ist der Hausjuck.

Ich lehne mich weit und tief zurück,
genieße schaukelndes Möwenglück.
Da taucht aus der blinkenden Fläche, wie
eine Robinsoninsel, plötzlich ein Knie;
dann - massig - mein Bauch - eines Walfisches Speck.
Und nun auf den Wellen (nach meinem Belieben
herangezogen, davon getrieben),
als Wogenschaum spielt mein eigenster Dreck
und auf dem Gipfel neptunischer Lust,
klebt sich der Waschlappen mir an die Brust.

Brust, Wanne und Wände möchten zerspringen,
denn ich beginne nun, dröhnend zu singen
die allerschwersten Opern-Kaliber.
Das Thermometer steigt über Fieber,
das Feuer braust und der Ofen glüht,
aber ich bin schon so abgebrüht,
dass mich gelegentlich Explosionen -
wenn’s an mir vorbei geht --
erfreu’ n, weil manchmal dabei was entzwei geht,
was Leute betrifft, die unter mir wohnen.

Ich lasse an verschiedenen Stellen
nach meinem Wunsch flinke Bläschen entquellen,
erhebe mich mannhaft ins Duschengebraus.
Ich bück' mich. Der Stöpsel rülpst sich heraus
und während die Fluten sich gurgelnd verschlürfen,
spannt mich das Bewusstsein wie himmlischer Zauber,
mich überall heute zeigen zu dürfen,
denn ich bin sauber. ------

Joachim Ringelnatz



Dieses Ringelnatz-Gedicht erinnert mich
an meine Kindheit.

Unsere Badezeremonie ging so:
Bei uns, hat meine Mutter samstags abends eine Zinkwanne in die große Wohnküche getragen,
Stühle rund herum gestellt und sie mit Decken behängt.
(Das war dann der Sichtschutz)
Nun wurden auf dem Kohlenherd große Waschkessel mit Wasser erhitzt und unter Lebensgefahr in die Wanne geschüttet. Kessel mit kaltem Wasser hinzu, bis die richtige Badetemperatur erreicht.
Das jüngste Kind, natürlich ich, durfte als erstes ins Wasser,
mein Bruder verkraftet das heute noch nicht. Nun brauche ich ja nicht mehr erzählen, dass wir eigentlich recht arme Leute waren und in einem zweihundert Jahre altem Haus (1798) lebten, das heißt heute noch leben. In diesem Haus war das Wort Badezimmer ein Fremdwort, mich hat das Haus gefangen, ich lebe hier schon immer und bin auch nie weggezogen. Ich bin unter dem Sternzeichen Stier geboren und diese Stiere sind sehr erdverbunden, daran muss es wohl liegen. Die sanitären Verhältnisse sind in der Zwischenzeit gelöst, das Haus liebe ich noch immer und hier werde ich für immer bleiben.


Laura

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Dienstag, 9. März 2004
Frühlingsbotschaft von Heinrich Heine (1797-1856)
Frühlingsbotschaft

Leise zieht durch mein Gemüt
Liebliches Geläute.
Klinge, kleines Frühlingslied,
Kling hinaus ins Weite.
Kling hinaus bis an das Haus,
Wo die Veilchen sprießen!
Wenn du eine Rose schaust,
Sag, ich lass sie grüßen.




Heute ein kleiner Auszug aus der
Überinterpretation zum Marburger Abend „Komische Lyrik“

„Ich aber hatte Zahnweh im Herzen.“
Au Backe!
„Leise zieht durch mein Gemüt Liebliches Geläute“ –
es ist ein sich ankündigender Zahnschmerz,
der seinerseits mit der allgemeinen Befindlichkeit („Gemüt“) parallelisiert wird.
Ohne Zweifel muss der leidende Poet sich mit dem Gedanken vertraut machen,
die Praxis seines Zahnarztes aufzusuchen,
und wird dabei zweifellos bitter an bereits hinter sich gebrachte Wurzelbehandlungen erinnert. Möglicherweise meldete sich damals gerade auch einer der Weisheitszähne. Darum lauten die ersten beiden Zeilen der zweiten Strophe im wiederholenden Anklang an die erste Strophe, was für die Unaufhaltsamkeit der sich kräftig meldenden Zahnschmerzen spricht, in ebenfalls zur Jahreszeit passenden euphemistischen Weise: »Kling' hinaus, bis an das Haus, / Wo die Blumen sprießen, dann folgt der Schluss medizinischer Anspielung auf eine mögliche Entzündung, die sich der Dichter nun wirklich nicht an den Hals wünscht und deshalb durch den freundlichen Gestus eines sozusagen mittelalterlichen Besprechens in seine Schranken weist: »Wenn du eine Rose schaust, /Sag' ich lass' sie grüßen“. Mit anderen Worten „Zahnweh und schließlich sich ergebende Zahnfleisch- Kieferentzündung, ihr könnt mir gestohlen bleiben! Die viel friedvoller ausgedrückte Schlusswendung und Grußformel mag der Beleg dafür sein, dass der Schmerz wirklich nachließ. Es scheint also in der Tat festzustehen, dass in verschlüsselte, freundliche Verse gebrachte Reaktionen auf körperliche Attacken ein probates Hausmittel bei Zahnschmerz und vielleicht auch bei anderen Erkrankungen darstellen, jedenfalls bei einem Dichter vom Range eines Heinrich Heine. Uns, die wir von den großen Geistern lernen können, zeigt dieses Exempel: Freundliche Geduld wirkt Wunder, im Umgang mit uns selbst und mit anderen. Insofern ist dieses kleine Zahnweh-Gedicht ein Beispiel für unsere besten humanistischen Traditionen.
Joseph A. Kruse




Ich habe noch etwas zum Schmunzeln, hoffentlich hatte
Heinrich Heine( beim Dichten des Gedichts )
keine Zahnschmerzen mehr


Heinrich Heine

Die Libelle:

Es tanzt die schöne Libelle
wohl auf des Baches Welle;
Sie tanzt daher, sie tanzt dahin,
die schimmernde, flimmernde Gauklerin.

Gar mancher junge Käfertor
bewundert ihr Kleid von blauem Flor,
bewundert des Leibchens Emaille
und auch die schlanke Taille.

Gar mancher junge Käfertor
sein bisschen Käferverstand verlor;
die Buhlen sumsen von Lieb und Treu,
versprechen Holland und Brabant dabei.

Die schöne Libelle lacht und spricht:
»Holland und Brabant brauch ich nicht,
doch sputet Euch, Ihr Freier,
und holt mir ein Fünkchen Feuer.

Die Köchin kam in Wochen,
muss selbst mein Süpplein kochen;
die Kohlen des Herdes erloschen sind -
holt mir ein Fünkchen Feuer geschwind“

Kaum hat die Falsche gesprochen das Wort,
die Käfer flatterten eilig fort.
Sie suchen Feuer, und lassen bald
weit hinter sich den Heimatwald.

Sie sehen Kerzenlicht, ich glaube
in einer erleuchteten Gartenlaube;
und die Verliebten, mit blindem Mut
stürzen sie sich in die Kerzenglut.

Knisternd verzehrten die Flammen der Kerzen
die Käfer und ihre liebenden Herzen;
die einen büßten das Leben ein,
die andern nur die Flügelein.

Oh wehe dem Käfer, welchem verbrannt
die Flügel sind! Im fremden Land
Muss er wie ein Wurm am Boden kriechen,
mit feuchten Insekten, die hässlich riechen.

Die schlechte Gesellschaft, hört man ihn klagen,
ist im Exil die schlimmste der Plagen.
wir müssen verkehren mit einer Schar
von Ungeziefer, von Wanzen sogar.

Die uns behandeln als Kameraden,
weil wir im selben Schmutze waten -
drob klagte schon der Schüler Virgils,
der Dichter der Hölle und des Exils.

Ich denke mit Gram an die bessere Zeit,
wo ich mit beflügelter Herrlichkeit
im Heimatäther gegaukelt,
auf Sonnenblumen geschaukelt.

Aus Rosenkelchen Nahrung sog
und vornehm war, und Umgang pflog,
mit Schmetterlingen von adligem Sinn,
und mit der Zikade, der Künstlerin -

Jetzt sind meine armen Flügel verbrannt;
ich kann nicht zurück ins Vaterland,
ich bin ein Wurm, und ich verrecke
und ich verfaule im fremden Drecke.

O, dass ich nie gesehen hätt’
die Wasserfliege, die blaue Kokett
Mit ihrer feinen Taille -
die schöne, falsche Kanaille!

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