Freitag, 21. Mai 2004
Einst liebte der Wind
Einst liebte der Wind
ein Wolkenkind.
Weiß, duftig und zart,
nach Wolkenart,
zog es über den Himmel geschwind.
„Komm mit mir auf die große Reise!
Ich zeig dir die Welt auf meine Weise!“
lockte der Wind
das Wolkenkind.

„Ich zeige dir Wälder,
Wiesen und Felder,
grüne Steppen mit wilden Pferden,
Rinderherden,
Wolkenkratzer und einsame Wüsten,
hohe Berge und steile Küsten.
Ich zeige dir Schiffe,
Korallenriffe,
und bringe dich, ganz ohne Geld,
rund um die Welt.“ Da seufzte das Wölkchen tief
Und rief:
„Ich kann nicht mit dir geh’n,
auf Wiederseh’n!
Schön war es dir zu begegnen,
aber jetzt muss ich leider regnen!“

© Sigrid Heuck

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Der himmlische Garten
Vergißmeinnicht und Akelei
Schon lange lieben wir uns zwei.
Tulpen und Reseden
Sollst nimmer davon reden.
Margarit` und Flieder,
Komm` doch zu mir wieder!
Rittersporn, Maßliebchen
Lächle mit den Grübchen.
Apfeldorn ist feuerrot,
Ich öffne dir die Pforte dort.
Azalee und Wicken
Dir viel Grüße schicken,
Wasserlilie, Sonnenhut
Flüstern leis, ich bin dir gut.
Nelken, Anemonen
Ich will dich reich belohnen.
Dahlie und roter Mohn,
Ich höre deine Stimme schon.
Blühend Gras und Schilf am Teich,
Ich umarme dich sogleich.
Rosen und Levkojen
Ewig wir uns freuen.

Maria Holschuh

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Lied zur Nacht
Nun geht der Tag zu Ende,
Schon schweigen die vier Wände,
Zum Schatten wird der Baum.
Lass in die Nacht uns münden
Und Herz zum Herzen finden.
Auf blassen Segeln schwimmt ein Traum.

Nun spür ich deine Nähe.
Dass dir kein Arg geschehe,
- So schlicht sei mein Gebet.
Die schwarzen Nachtgedanken,
Sie welkten schon, versanken,
Von deinen Händen fortgeweht.

Nun steigt auf Silberflügeln,
Aus roten Wolkenhügeln
Der späte Abendwind.
Lass drin uns Engel schauen
Mit gläubigem Vertrauen
...Wie einst das demutsvolle Kind.

Mascha Kaleko

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