Verschieden, aber zufrieden
Verschieden, aber zufrieden
Der Leopard hat Flecken,
Der Papagei ist dreist,
Das Nashorn, das hat Zecken,
Das Nilpferd, das ist feist.
Der Hai hat scharfe Zähne,
Und Krallen hat der Bär,
Der Elch hat eine Mähne,
Der Wal ist träg und schwer.
Die Gans hat weiße Federn,
Die Ziege einen Bart,
Die Haut vom Pferd ist ledern,
Der Schwanz vom Schwein apart.
Sie alle sind verschieden,
Am Kopf, am Schwanz, am Bauch,
Und doch mit sich zufrieden!
Ich hoff, du bist es auch.
(Günter Strohbach)
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Über Nacht...
...ist neuer Schnee gefallen. Aus grauen, tiefhängenden Wolken rieselt er noch immer hauchzart auf kahle Zweige, überzuckert den hart gefrorenen Boden.
In der Ferne bellt ein Hund. Sonst ist es still im Wiesengrund.
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Das Mauerblümchen
Das Mauerblümchen
Im goldnen Sonnenlicht.
Ein Mauerblümchen durch die Ritzen bricht.
Es windet sich empor mit Macht.
Und wiegt die Blütenknospe sacht.
Bis plötzlich es sich sanft entfaltet.
Und eine Blüte sich gestaltet.
Die fein und zart im Lichte blinkt.
Und einem Falter schüchtern winkt.
Von weitem ist es kaum zu sehn.
Doch wenn im Wind die Knospen wehn.
Sieht man die Pracht der jungen Pflanze.
Sie lädt die Käfer oft zum Tanze.
Möge es doch nie vergehn.
Ob Sturm und Eis darüber wehn.
Ihr Abbild bleibt in meinem Herzen.
Nächstes Frühjahr blüht es ohne Schmerzen.
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Geschichte vom dummen Hänschen
Hänschen
Hänschen will ein Tischler werden,
ist zu schwer der Hobel;
Schornsteinfeger will er werden,
doch das ist nicht nobel;
Hänschen will ein Bergmann werden,
mag sich doch nicht bücken;
Hänschen will ein Müller werden,
doch die Säcke drücken;
Hänschen will ein Weber werden,
doch das Garn zerreißt er:
Immer, wenn er kaum begonnen,
jagt ihn fort der Meister.
Hänschen, Hänschen denke dran,
was aus dir noch werden kann!
Hänschen will ein Schlosser werden,
sind zu heiß die Kohlen;
Hänschen will ein Schuster werden,
sind zu hart die Sohlen;
Hänschen will ein Schneider werden,
doch die Nadeln stechen;
Hänschen will ein Glaser werden,
doch die Scheiben brechen;
Hänschen will Buchbinder werden,
riecht zu sehr der Kleister:
Immer, wenn er kaum begonnen,
jagt ihn fort der Meister.
Hänschen, Hänschen denke dran,
was aus dir noch werden kann!
Hänschen hat noch viel begonnen,
brachte nichts zu Ende,
drüber ist die Zeit verronnen,
schwach sind seine Hände.
Hänschen ist nun Hans geworden,
und er sitzt voll Sorgen,
hungert, bettelt, weint und klaget
abends und am Morgen:
Ach, warum nicht war, ich Dummer,
in der Jugend fleißig?
Was ich immer auch beginne -
dummer Hans nur heiß' ich.
Ach, nun glaub' ich selbst daran,
dass aus mir nichts werden kann.
Rudolf Löwenstein
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Der Winter
Der Winter
Der Winter ist ein
rechter Mann.
Kernfest und auf die
Dauer;
Sein Fleisch fühlt sich
wie Eisen an.
Er scheut nicht süß
noch sauer.
Er zieht sein Hemd im
Freien an
Und läßt`s vorher nicht
wärmen.
Und spottet über Fluß
im
Und Kolik in
Gedärmen.
Aus Blumen und aus
Vogelsang
Weiß er sich nichts zu
machen.
Haßt warmen Drang
Und warmen Klang
Und alle warmen
Sachen.
Doch wenn die Füchse
bellen sehr.
Wenn`s Holz im Ofen
knittert.
Und an dem Ofen
Knecht und Herr
Die Hände reibt und
zittert.
Wenn Stein und Bein
vor Frost zerbricht
und Teich und Seen
krachen;
das klingt ihm gut, das
haßt er nicht.
dann will er sich
totlachen.
Sein Schloß von Eis
liegt ganz hinaus
beim Nordpol an dem
Strande;
doch hat er auch ein
Sommerhaus
im lieben
Schweizerlande.
Da ist er denn bald
dort bald hier,
gut Regiment zu
führen.
und wenn er durchzieht
stehn wir
und sehn ihn an und
frieren.
Matthias Claudius
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Die Null-Diat
Die Null-Diät
Herr Hinz mit Frau und Hund und Heim
ging mit den Jahren aus dem Leim,
verlor an Spannkraft und an Schick
und wurde breit und wurde dick.
"Frau", sprach er drum, "mit dem Genuss
von Kalorien ist jetzt Schluss.
Ab heute leb' ich, eh's zu spät,
ab heute lebe ich Diät."
Und konsequent versucht er alles,
was Opfer eines solchen Falles
auf unbequemen Schmalkostwegen
sich murrend anzutuen pflegen:
Da gab's Salat aus Lauch und Kressen,
in Gramm gewognes Trennkostessen,
Gemüse, Müsli, Korn, Zermatschtes
und Schlankheitstrunk und Weight-Gewatschtes
und Sauerkraut und Quark und Wurzeln.
Und siehe da: die Pfunde purzeln,
sogar recht schnell, doch noch viel schneller
ging auch die Stimmung in den Keller.
Sein Zustand wurde schlimm und schlimmer:
Von Lebensfreude keinen Schimmer.
Er fand mit Mosern und mit Motzen
sich und die ganze Welt zum Kotzen.
"Mann", sprach die Frau, "hör' auf zu hungern
und in Diäten rumzulungern:
denn dein Genörgel und Gemecker
geht mir allmählich auf den Wecker."
Gesagt, getan. Doch die Idylle
zerstört bald neue Leibesfülle,
denn der Jojo-Effekt beschwor,
dass er noch dicker als zuvor.
Herr Hinz kratzt sich im feisten Nacken:
"Verdammt noch mal, ich muss es packen!",
und er beschließt, dass ab sofort
sein Heil zu suchen sei im Sport.
Da wird geturnt, gejoggt, geschwitzt,
wie blöde durch den Wald geflitzt,
und auch beim Tennis und beim Skwosche
bis zur Erschöpfung rum gedroschen,
ja, selbst bei Nacht betreibt er hastig
- und zwar alleine - Bettgymnastik,
kurzum, es wird mit voller Wucht
der selbst diktierte Sport zur Sucht.
Sein Aussehn wurde derb und kantig,
sein Wesen wurde herb und grantig,
so dass sein Weib in Trauer schniebte:
"Du bist nicht der, den ich einst liebte!
Hör auf mit deinem blöden Sport,
sonst hau' ich ab, und zwar sofort!"
Das wollte Hinz auf keinen Fall,
und hörte auf und wurde drall.
So drall wie niemals je zuvor.
Er kratzt sich mühsam hinterm Ohr
(wir wissen, der Jojo-Effekt!)
und sprach: "Ich mach's mit Intellekt,
will transmental mich tief versenken
und mich ganz einfach schlanker denken,
da hat das Dicksein keine Chance",
und machte "Omm" und fiel in Trance.
So saß er in sich selbst versunken,
hat nicht gegessen, nicht getrunken,
und war so dürr wie vordem feist
und war zum Schluss fast nur noch Geist.
Nun machte, allem Geist zum Trutz,
Frau Hinz vor kurzem Frühjahrsputz,
und sie betrat, wie sonst auch immer,
zwecks Reinigung des Gatten Zimmer.
Als sie dem dürren Griesegram
staubsaugend nun zu nahe kam,
da macht es plopp! und mit dem Dreck
saugt sie auch ihren Gatten weg.
"Ach", sprach sein Weib, sein resolutes,
"auch dieses Ende hat sein Gutes,
was weg ist, muss ich nicht bestatten",
und nahm sich einen neuen Gatten.
Und die Moral von der Geschicht'?
Als Schlanker tot sein lohnt sich nicht,
zumindest nicht, solange man
als Dicker fröhlich leben kann!
(Jürgen Lux)
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Winternacht am Fenster
Winternacht am Fenster
Draußen
träumt der Schnee
auf Altstadtdächern,
Stille. Weich.
In mir zerrt der Sturm
an jungen Mauern.
Aufruhr. Hart.
Der Schnee wird schmelzen.
Der Sturm in mir
darf sich nie legen.
(Kristiane Allert-Wybranietz)
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Die Nachtigall
Die Nachtigall
Das macht, es hat die Nachtigall
Die ganze Nacht gesungen;
Da sind von ihrem süßen Schall,
Da sind in Hall und Widerhall
Die Rosen aufgesprungen.
Sie war doch sonst ein wildes Kind;
Nun geht sie tief in Sinnen,
Trägt in der Hand den Sommerhut
Und duldet still der Sonne Glut,
Und weiß nicht, was beginnen.
Das macht, es hat die Nachtigall
Die ganze Nacht gesungen;
Da sind von ihrem süßen Schall,
Da sind in Hall und Widerhall
Die Rosen aufgesprungen.
Theodor Storm (1817 - 1888)
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Die ganze Welt ist jetzt, o weh,
Winter.
Du lieber Frühling! Wohin bist du gegangen?
Noch schlägt mein Herz, was deine Vögel sangen.
Die ganze Welt war
wie ein Blumenstrauß,
längst ist das aus!
Die ganze Welt ist jetzt, o weh,
Barfüßle im Schnee.
Die schwarzen Bäume stehn und frieren,
im Ofen die Bratäpfel musizieren,
das Dach hängt voll Eis.
Und doch: bald kehrst du wieder,
ich weiß, ich weiß!
Bald kehrst du wieder,
o nur ein Weilchen,
und blaue Lieder
duften die Veilchen!
(Arno Holz)
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Von den Sehnsüchten der Menschen
Von den Sehnsüchten der Menschen
singt der Wind ein Lied;
von den Träumen der Menschen
schweigt der Sternenhimmel
und jede Schneeflocke
gleicht einer nicht geweinten Träne
die vollkommene Stille,
der wir uns nur ganz selten stellen
ist erfüllt von ungesagten Worten
nicht gezeigten Gesten
verdrängten Liebeserklärungen
unausgesprochenen Verwunderungen,
in dieser vollkommenen Stille
liegt unsere Wirklichkeit verborgen,
"Deine und Meine!"
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Träume die, die Sehnsucht wecken
Träume die, die Sehnsucht wecken,
schön und süß und sehr geheim,
träumen, um dann zu entdecken,
so schön kanns nie im Leben sein.
Träume, die dir alles geben,
die Erfüllung , Glück und Leid,
träumen, um im echten Leben
zu vergessen Raum und Zeit.
Träume die dir auch verheißen,
alles was du dir erträumst,
die dir jene Richtung weisen,
die im Leben du versäumst.
Träume, die dir niemals sagen
das, was du nicht hören willst,
die dich nie nach etwas fragen,
nach dem, was du nicht wirklich fühlst.
Träume die dir nur dir gehören,
kost sie aus, so gut es geht,
sollst dich nie dagegen wehren,
sehr schnell ist es dafür zu spät.......
Monika Wegscheider
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Jede Mauer
Jede Mauer hat irgendwo ein Ende,
Jeder Berg lässt sich irgendwie umgehen,
Über jeden Fluss führt irgendwann eine Brücke,
Irgendwo wird immer das Wort Hoffnung stehen.
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Fällt das Leben einmal schwer
Fällt das Leben einmal schwer
Fällt dir das Leben einmal schwer,
probiere ein bisschen,
einen Clown nachzumachen,
der in seinem Herzen weint
und dennoch lachend für ein Kind
auf der Geige spielt,
um so von den Tränen
seines Herzens geheilt zu werden.
(Phil Bosmans)
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Lausche stets auf die Welt
Lausche stets auf die Welt,
wie ein Kind, das über alles staunt.
Hege ein Gefühl der Liebe
und Bewunderung
für die gesamte Schöpfung,
vom winzigsten Grashalm
bis zum entferntesten Gestirn.
So wirst du die
verloren gegangene Harmonie
wieder finden.
(indianische Weisheit)
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Blauer Schmetterling
Blauer Schmetterling
Flügelt ein kleiner blauer
Falter vom Wind geweht,
Ein perlmutterner Schauer,
Glitzert, flimmert, verweht.
So mit augenblickswinken,
So im Vorüberwehn,
Sah ich das Glück mir winken,
Glitzern, flimmern, vergehn.
(Hermann Hesse)
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Das arme Dorfschulmeisterlein
Das arme Dorfschulmeisterlein
In einem Dorf im Schwabenland,
da lebt uns allen wohlbekannt,
da wohnt in einem Häuschen klein
das arme Dorfschulmeisterlein
Am Sonntag ist er Organist,
am Montag fährt er seinen Mist,
am Dienstag hütet er das Schwein,
das arme Dorfschulmeisterlein.
Am Mittwoch fährt er in die Stadt
und kauft was er zu kaufen hat;
‚nen halben Hering kauft er ein,
das arme Dorfschulmeisterlein.
Am Donnerstag dann in der Schul’
legt er die Buben übern Stuhl.
Er haut so lange, bis sie schrein,
das arme Dorfschulmeisterlein.
Am Freitag dann im Unterricht
erzählt er von der Weltgeschicht
und paukt die Jahreszeiten ein,
das arme Dorfschulmeisterlein.
Am Samstag schließlich sind noch dann
Vokabeln und Grammatik dran;
er quält die Buben mit Latein,
das arme Dorfschulmeisterlein.
Und wenn im Dorfe Hochzeit ist,
dann könnt ihr sehen, wie er frisst.
Was er nicht frisst, das steckt er ein,
das arme Dorfschulmeisterlein.
Und wird im Dorf ein Kind getauft,
dann könnt ihr sehen, wie er sauft.
Elf Halbe schüttet er sich ein,
das arme Dorfschulmeisterlein.
Und wird im Dorf ein Schwein geschlacht,
dann könnt ihr sehen wie er lacht.
Die größte Wurst ist ihm zu klein,
dem armen Dorfschulmeisterlein.
Und wird im Dorf ein Haus gebaut,
dann könnt ihr sehen wie er klaut;
den größten Balken schleppt er heim,
das arme Dorfschulmeisterlein.
Und wenn die Schule einmal brennt,
dann könnt ihr sehen, wie er rennt;
die nächste Ecke rennt er ein,
das arme Dorfschulmeisterlein.
Text mündlich überliefert
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Der kluge Prophet
Der kluge Prophet
Ein Fröschlein sitzt im Schilf und Rohr
und lugt zum Himmelszelt empor,
wie es dort mit dem Wetter steht.
Der Frosch ist, laut Beruf, Prophet.
Bei Regen oder Sonnenschein
ist es sehr leicht, zu prophezein,
doch ist das Wetter ungewiss,
traut selbst ein Frosch der Sache miss.
Auf alle Fälle sagt er sich:
Das Wetter ist »veränderlich«
.
Das macht nicht klüger und nicht dümmer,
der gold'ne Mittelweg stimmt immer.
Fred Edrikat
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Geschenktes Lächeln
Dein Gesicht wird dir geschenkt,
lächeln musst du selber.
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Der Garten des Herrn Ming von James Krüss
Der Garten des Herrn Ming
Im stillen Gartenreiche
Des alten Gärtners Ming,
Da schwimmt in einem Teiche
ein Wasserrosending.
Den alten Ming in China
Entzückt sie ungemein,
Er nennt sie Catharina,
Chinesisch: Ka-Ta-Rain.
Mit einer Pluderhose
Und sehr verliebtem Sinn
Geht er zu seiner Rose
Am Rand des Teiches hin.
Er singt ein Lied und fächelt
Der Rose Kühlung zu.
Die Rose aber lächelt
Nur für den Goldfisch Wu ....
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Gartenidylle
Ferientag eines Unpolitischen
Der Postbeamte Emil Pelle
Hat eine Laubenlandparzelle,
Wo er nach Feierabend gräbt
Und auch die Urlaubszeit verlebt.
Ein Sommerläubchen mit Tapete,
Ein Stallgebäude, Blumenbeete.
Hübsch eingefaßt mit frischem Kies,
Sind Pelles Sommerparadies.
Zwar ist das Paradies recht enge
Mit fünfzehn Meter Seitenlänge;
Doch pflanzt er seinen Blumenpott
So würdig wie der liebe Gott.
Im Hintergrund der lausch'gen Laube
Kampieren Huhn, Kanin und Taube
Und liefern hochprozent'gen Mist,
Der für die Beete nutzbar ist.
Frühmorgens schweift er durchs Gelände
Und füttert seine Viehbestände.
Dann polkt er am Gemüsebeet,
Wo er Diverses ausgesät.
Dann hält er auf dem Klappgestühle
Sein Mittagsschläfchen in der Kühle.
Und nachmittags, so gegen drei,
Kommt die Kaninchenzüchterei.
Auf einem Bänkchen unter Eichen,
Die noch nicht ganz darüber reichen,
sitzt er, bis daß die Sonne sinkt,
Wobei er seinen Kaffee trinkt.
Und friedlich in der Abendröte
Beplätschert er die Blumenbeete
Und macht die Hühnerklappe zu.
Dann kommt die Feierabendruh.
Er denkt: Was kann mich noch gefährden!
Hier ist mein Himmel auf der Erden!
Ach, so ein Abend mit Musik,
Da braucht man keine Politik!
Die wirkt nur störend in den Ferien,
Wozu sind denn die Ministerien?
Die sind doch dafür angestellt,
Und noch dazu für unser Geld.
Ein jeder hat sein Glück zu zimmern.
Was soll ich mich um andre kümmern?
Und friedlich wie ein Patriarch
Beginnt Herr Pelle seinen Schnarch.
(Erich Weinert)
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Schnee ist gefallen
Der Schneemann
Steh, Schneemann, steh!
Und bist du auch von Schnee,
So bist du doch ein ganzer Mann,
Hast Kopf und Leib und Arme dran,
Und hast ein Kleid, so weiß und rein,
Kein Seidenzeug kann weißer sein:
Du stehst so stolz und fest und breit
Als wär' es für die Ewigkeit. -
Steh, Schneemann, steh! -
Wenn ich dich recht beseh':
So fehlt dir nichts auf weiter Welt
Du hungerst nicht, sorgst nicht um Geld.
Ich glaub' auch, dass dich gar nichts rührt,
Und wenn es Stein und Beine friert;
Der Frost, der andre klappern lässt,
Der macht dich erst recht hart und fest -
Steh, Schneemann, steh!
Die Sonne kommt, Juchhe!
Jetzt wirst du erst recht lustig sein! - -
Was ist denn das? Was fällt dir ein?
Du leckst und triefst ohn' Unterlass,
o Schneemann, Schneemann, was ist das?
Das schöne warme Sonnenlicht,
Der Menschen Lust erträgst du nicht?
Weh, Schneemann, weh!
Du bist doch nichts als Schnee!
Dein Kopf war dick, doch nichts darin,
Dein Leib war groß, kein Herz darin,
Und das, was andre fröhlich macht,
Hat dir, du Wicht, nur Leid gebracht.
Ich glaub', ich glaub', manch Menschenkind
Ist grade so wie du gesinnt:
Schnee, nichts als Schnee!
Robert Reinick 1805 -1852
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Tief wie das Meer
Tief wie das Meer
Den Himmel berühren
die Sterne dir
zum Frühstück servieren
die Welt dir zu Füssen legen
die Spitze des Eisbergs vergeben
das Salz auf deinen Händen schmecken
dich mit Zärtlichkeiten bedecken
Haut auf Haut spüren
dich zärtlich berühren
ein Diamant des Glücks
für dich schmieden
Pläne machen und versieben
ein Stück Weg mit dir gehn
dein Haar dabei leuchten sehn
an unsere Zukunft glauben
mir den Verstand dabei rauben
dein Lachen auf meiner Seele hören
ich werd dir immer gehören
Im Geben und Nehmen leben
dem Leben Sinn geben
all das
so oft
so stark
so sehr
einfach:
dich lieben
so tief wie das Meer
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Eine kleine Maus
Eine kleine Maus
Gerade komme ich in Düsseldorf an,
da treffe ich eine kleine,
ganz arme Kirchenmaus,
nein,
es ist eher eine Bahnhofsmaus,
arm ist sie auf jeden Fall, denn
sie ist nicht größer
als der kleine Finger.
Der Bahnhof ist menschenleer,
ich fahre abwärts
auf der Rolltreppe,
das Mäusekind versucht es aufwärts,
doch es gelingt nicht.
Das Mäuschen rennt
immer in Fahrtrichtung nach oben.
Es ist schon ganz konfus.
Das Tierchen ist schon einem
Herzinfarkt nahe.
Die Panik ist ausgebrochen,
es rennt, es rennt
hüpft und springt und das doch immer
auf der Stelle.
Da muss ich helfen,
ich bin aber gar kein Mäusefreund,
ich werde auch schon langsam panisch.
Jetzt hat es die kleine Maus geschafft,
sie kriegt die Kurve und rennt
durch das große Glasgebäude
auf den Ausgang zu.
Ich wünsche der kleinen Maus noch alles
Gute, ein langes Leben und viele Kinderchen,
da ist sie auch schon verschwunden.
Hannelore Lüdtke
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Nur singen.....träumen......Lachen.........
Nur singen ... träumen... lachen ...
allein sein
und frei leben
mit fester Stimme klaren falten Blick
im Lichte der Freiheit schwärmen.
An Blumen… Früchten... selbst an Blättern sich erfreuen
den Schlapphut übermütig im Genick
und je nach Laune reimen oder raufen,
Nur singen, wenn Gesang im Herzen wohnt
nicht achtend Geld oder Ruhm
mit flottem Schwung arbeiten
an der Reise... nach dem Mond.
Wenn dann bescheidener Sieg dir glückt
dann darfst du König sein in deinem Reiche,
statt zu schmarotzen.
Und dein Schicksal sei
wenn du der Buche nachstrebst und der Eiche
nicht hoch zu wachsen
… aber dafür rank und frei.
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Ich träumte einmal
Ich träumte einmal
ich wäre ein Schmetterling,
aber ich frage mich,
ob ich nur ein Mensch bin,
der geträumt hat,
ein Schmetterling zu sein,
oder ein Schmetterling,
der jetzt träumt
ein Mensch zu sein.
(Dschuang Dsie)
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Schnee ist gefallen
Dichter, dicker, watteweicher Schnee. Er deckt die braune Erde zu und die kahlen Zweige. Er verzaubert den Wiesengrund in eine weiße Märchenwelt.
Mira geht leise über den Schnee. Schaut sich um, suchend. Vielleicht trifft sie Laura hier im Wiesengrund?
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