Donnerstag, 2. Dezember 2004
Was muss Menschen bewogen haben
diesen riesigen,
tonnenschweren Stein
vor die Haustür zu stellen?
Ein Zeichen für die Götter?
Für Niklas, meinen Enkel
ist der Stein ein Gaudi.
Man fragt sich,
doch der Stein schweigt beharrlich!

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Dienstag, 16. November 2004
Zu guter Letzt
Im Herbst

Der schöne Sommer ging von hinnen,
Der Herbst der reiche, zog ins Land.
Nun weben all die guten Spinnen
So manches feine Festgewand.
Sie weben zu des Tages Feier
Mit kunstgeübtem Hinterbein
Ganz allerliebste Elfenschleier
Als Schmuck für Wiese, Flur und Hain.
Ja, tausend Silberfäden geben
Dem Winde sie zum leichten Spiel,
Die ziehen sanft dahin und schweben
Ans unbewusst bestimmte Ziel.
Sie ziehen in das Wunderländchen,
Wo Liebe scheu im Anbeginn,
Und leis verknüpft ein zartes Bändchen
Den Schäfer mit der Schäferin.

Wilhelm Busch

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Samstag, 23. Oktober 2004
Humor
Humor ist das Einzige,
was man im Leben ernst nehmen muss.
Alles andere muss man mit Humor nehmen.

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Sonntag, 10. Oktober 2004
Des Weibes Blätterfall
Du frägst, mein Freund, wie sich wohl künden
»Das Altern« mag in Seel' und Leib,
Was leiden mag und was empfinden,
- Beginnt's zu altern erst - das Weib?

Noch eh' im Spiegel es gewahr wird,
Daß seine Jugend ihm entweicht,
Noch eh' es ihm im Herzen klar wird,
Daß sich das Alter zu ihm schleicht,

Sagt's ihm des Mannes Blick, ich glaube
Der nach ihm nimmer gierig langt,
Weil - wie die Gais am jungen Laube -
Des Mannes Blick an Jugend hangt!

Noch ist das Weib von Reiz umstrahlet,
Von Kraft und Fülle die Gestalt
Wie sich am ersten Herbsttag malet
Im Sonnenstrahl der Eichenwald;

Doch wie in grüner Blätter Prangen
Sich da und dort ein welkes zeigt,
Zum Zeichen, daß der Lenz vergangen,
Und daß zum Herbst der Sommer neigt:

So kündigt sich der Jugend Weichen
Beim Weib in leiser Spur schon an!
Ein Haar will da und dort erbleichen -
Und aus der Reihe fehlt ein Zahn, -

Und wenn auch Furchen nicht gegraben
Der Jahre Pflug in Stirn und Kinn:
Die zarten Farben, die drauf haben
Den Lenz gemalt, sie - schwinden hin.

... Doch, was im Lied' ich nicht kann sagen,
Weil keinen Reim es dafür giebt:
Das Leid ist's, das ein Herz ertragen
Muß, das zum letztenmal dann - liebt!


Sidonie Grünwald-Zerkowitz
(1852-1907)


Waren es vor zwei Jahrhunderten die gleichen Probleme?
beachtet bitte den Satz: "Von Kraft und Fülle die Gestalt"

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Montag, 27. September 2004
Melancholie im September
"Melancholie im September!"

Diese Melodie wird mich mein ganzes Leben lang begleiten.

Laura

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Samstag, 25. September 2004
Oktoberlied
Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenk´ ein den Wein, den holden !
Wir wollen uns den grauen Tag
vergolden, ja vergolden !

Und geht es draußen noch so toll,
Unchristlich oder christlich,
Ist doch die Welt,die schöne Welt,
So gänzlich unverwüstlich !

Und wimmert auch einmal das Herz, -
Stoß an und laß es klingen !
Wir wissen doch, ein rechtes Herz
Ist gar nicht umzubringen.

Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenk´ ein den Wein, den holden !
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden !

Wohl ist es Herbst; doch warte nur,
Doch warte nur ein Weilchen !
Der Frühling kommt, der Himmel lacht,
Es steht die Welt in Veilchen.

Die blauen Tage brechen an,
Und ehe sie verfließen,
Wir wollen sie, mein wackrer Freund,
Genießen, ja genießen !

Theodor Storm

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Montag, 20. September 2004
Spätherbst
Schon mischt sich Rot in der Blätter Grün,
Reseden und Astern im Verblüh’n,
Die Trauben geschnitten, der Hafer gemäht,
Der Herbst ist da, das Jahr wird spät.
Und doch (ob Herbst auch) die Sonne glüht
Weg drum mit der Schwermut aus deinem Gemüt!
Banne die Sorge, genieße, was frommt,
Eh Stille, Schnee und Winter kommt.

Theodor Fontane

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Samstag, 4. September 2004
Goldene Welt
Im September ist alles aus Gold.

Die Sonne, die durch das Blau hinrollt,

das Stoppelfeld,

die Sonnenblume schläfrig am Zaun,

das Kreuz auf der Kirche,

der Apfel am Baum.

Ob er hält?

Ob er fällt?

Da wirft ihn geschwind

der Wind in die goldene Welt!


George Britting

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Samstag, 7. August 2004
Tröstlich
Man nehme einen Sonnenstrahl
garniert mit einer Mücke
und Flimmerstäubschen ohne Zahl
und teile sie in Stücke.
Dieselben würze man gar fein
mit einem Blatt der Rose
und rühre Sonnenluft hinein zu einer warmen Soße.
Dann noch ein Eckchen Himmelblau,
den Hauch von Schwalbenschwingen
mit einem Tröpfchen Morgentau
gemischt zum Wallen bringen.
Dies alles kann man, wenn man mag
in bunte Gläser stecken,
um es für einen dunklen Tag
im Winter einzuwecken. Verf.unbek.

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Samstag, 3. Juli 2004
Das Leben lieben
Das Leben lieben

Die Vergangenheit ist vorbei
Die Zukunft noch nicht da.

Wer versäumt hat zu leben,
fängt, um die Lücke zu schließen,
damit an, von der Zukunft zu träumen.

Die Zeit besteht nur
aus Vergangenheit und Zukunft.

Das Leben hingegen besteht aus der Gegenwart.

Soluna

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