Dienstag, 6. Juli 2004
Wenn jeder eine Blume pflanzte,
jeder Mensch auf dieser Welt,
und, anstatt zu schießen, tanzte
und mit Lächeln zahlte, statt mit Geld -
wenn ein jeder einen anderen wärmte,
keiner mehr von seiner Stärke schwärmte,
keiner mehr den anderen schlüge,
keiner sich verstrickte in der Lüge,
wenn die Alten wie die Kinder würden,
sie sich teilten in den Bürden,
wenn dies Wenn sich leben ließ,
wär`s noch lang kein Paradies -
bloß die Menschenzeit hätt angefangen,
die in Streit und Krieg uns beinah ist vergangen.
(Peter Härtling)

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Montag, 5. Juli 2004
In jedem von uns lebt eine Stille,
In jedem von uns lebt eine Stille,
eine Stille so weit wie das Universum.
Wir fürchten sie. Und sehnen uns doch gleichzeitig nach ihr.
Wenn wir diese Stille erfahren, erinnern wir uns daran,
wer wir eigentlich sind.
Sternenwesen, die bei der Geburt von Galaxien erschaffen wurden,
entstanden aus der allmählichen Abkühlung dieses Planeten.
Aus Gas und Staub, aus den vier Elementen,
geschaffen von Raum und Zeit,

Kinder der Stille.

Das Schweigen ist der Ursprung allen Lebens.
Die unergründliche Stille, die allmählich zu schwingen begann,
die ersten Wellen, das erste Wort hervorbrachte,
aus dem das Leben entstand.
Das Schweigen ist unsere tiefste Natur,
unser Zuhause, unser gemeinsamer Ursprung,
unser Frieden. Die Stille enthüllt, die Stille heilt.
In der Stille wohnt Gott.
Wir wünschen uns so sehr, dort zu sein,
wünschen uns sie miteinander zu teilen.

Gunilla Norris

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Donnerstag, 1. Juli 2004
Tausendfach Vater
Ein Seepferdchenpaar ist sich ein Leben lang treu - je nach Art sind das bis zu vier Jahre. In dieser Zeit gebärt ein Männchen bis zu 1.000 junge Seepferdchen. Welch ein Glück für die tausendfachen Väter, dass die Neugeborenen gleich nach der Geburt voll entwickelt sowie vollkommen selbständig sind.


Ist ja interessant!

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Vergiss die Träume nicht
Vergiss die Träume nicht,
wenn die Nacht wieder über dich hereinbricht
und die Dunkelheit dich wieder gefangen zu nehmen droht.
Noch ist nicht verloren.
Deine Träume und Sehnsüchte
tragen Bilder der Hoffnung in sich.
Deine Seele weiß, dass in der Tiefe Heilung schlummert
und bald in dir ein neuer Tag erwacht.
Ich wünsche dir dass all deine Traurigkeiten
nicht vergeblich sind,
sondern dass du aus der Berührung mit deinen Tiefen auch Freude
wieder neu erleben kannst.

aus irischem Segensspruch

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Mittwoch, 30. Juni 2004
manchmal geht die sonne abends auf
du stehst mit
dem linken fuß auf
und der kragen
ist dir schon am morgen
zu eng
die fliege an der wand
ärgert dich beim frühstück
und mittags
findest du nicht nur
ein haar in der suppe
und draußen
nur regen
dann platzt dir
der kragen
du erschlägst die fliege
und dein liebstes
spielzeug
und möchtest dich doch
nur selbst
in den pfeffer schicken
am abend
schaust du dir
die scherben an
das zusammenflicken
ist mühsam
doch dabei findest du
deine schokoladenseite
wieder und dann
endlich auch mich

Anne Steinwart

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Dienstag, 15. Juni 2004
Wir Menschen
"Wir Menschen sind doch nur sehr kleine Rädchen
in dem unendlich wunderbaren Räderwerk
der Schöpfung bzw. Natur."

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Dienstag, 8. Juni 2004
Die Begegnung mit der Wahrheit
Ich, ich suchte die Wahrheit mühsam, und lang vergebens. Schon gab ich alle Hoffnung auf, sie zu finden, als ich sie endlich entdeckte, allein in einem Aufzug,
der mich staunen machte.

Sie hatte einen langen mit Blumen gestickten Mantel,
in welchen sie sich einhüllte, wie der Seidenwurm in seine Puppe. Um den Hals hatte sie statt der Modekrause einen langen Fuchsschwanz, und ihr sonst so schönes Gesicht war zerkratzt, als hätte sie den Katzen eine Schlacht geliefert. Die Lippen waren blau, und aufgeschwollen.

"Frau Wahrheit", sagte ich, nachdem ich mich von meinem Erstaunen erholt hatte, "wer hat euch so übel zugerichtet?"

Sie gestand mir unter Seufzern und Thränen, daß sie an den Hof habe gehen wollen, von der Wache aber sehr unsanft zurück gewiesen worden sey.

Ich fragte die Frau Wahrheit, warum denn ihre Lippen so aufgeschwollen seyn, und sie antwortete, daß man ihr, als sie gegeigt habe, den Fidelbogen um den Mund schlug.

Auf solche Weise ergieng es schon Manchem, welcher die Wahrheit sagte. Daniel wurde wegen ihr in die Löwengrube geworfen, und Johannes mußte die Freyheit, die Wahrheit gesagt zu haben, mit dem Kopfe bezahlen.

Solang einer sanft ist, und die wunde Stelle nicht berührt, da liebt man ihn, so bald er aber die Lauge zur Hand nimmt, und den Schaden aufdeckt; da hat die Liebe ein Ende.

Wenn er den Großen der Erde sagt: sie sollen die Gerechtigkeit nicht zum Spinnengewebe machen, welches die starken Thiere nach Willkür zerreißen und nur Mücken darin hängen bleiben; sie sollen nicht seyn, wie die Distillierkolben, welche die armen Pflanzen bis auf den letzten Tropfen aussaugen; wenn er den Edelleuten vorwirft, daß sie den Barbierern ins Handwerk greifen, und mit scharfer Scheere scheeren; wenn er die Geistlichen beschuldigt, zu seyn, wie die Glockenschwengel, welche die Gläubigen zur Kirche rufen, selbst aber nicht zur Kirche kommen; wie die Nachteulen, welche bey Nacht das Oel aus den Kirchenlampen saufen, also von der Kirche leben, ohne ihr zu nützen.

"Frau Wahrheit", frage ich weiter, "warum tragt ihr denn diesen weiten, mit Blumen besetzten Mantel, und was bedeutet der Fuchsschwanz um euerm Halse?"

Sie antwortete, daß sie den Mantel schon lang trage, weil es Sitte sey, die Wahrheit zu bemänteln, und zu verblümen; den Fuchsschwanz aber habe sie um den Hals, weil sich die Schmeicheley gewöhnlich nach dem Kopfe zieht.

Da erboste ich in meinem Sinne, und riß der Wahrheit Mantel und Fuchsschwanz ab. Beydes gab ich einem nahestehenden Bettler, welcher auch so gut Gebrauch davon zu machen wußte, daß er ein vorübergehendes, altes häßliches Weib, sogleich eine schöne, reitzende, goldene Frau nannte.

Ich glaubte indessen, recht gethan zu haben,
weil die Wahrheit überall nackt erscheinen soll.

Abraham a Santa Clara, 1644-1709

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Kleine Weisheit
Wir sollten nicht versuchen unsere Probleme zu lösen,
sondern versuchen uns von den Problemen zu lösen.
Kirpal Singh

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Montag, 31. Mai 2004
Das Glück
Das Glück ist ein Schmetterling.
Jag ihm nach und er entwischt dir.
Setz dich hin und er lässt sich auf deiner Schulter nieder.

Anthony de Mello: Zitat aus: "Eine Minute Unsinn"

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Donnerstag, 27. Mai 2004
Glück
Das Glück der Welt ist oft so klein,
dass man es übersieht.
Es kann wie eine Blume sein,
die im Verborgnen blüht.

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