Nur Hausfrau
"Ohne Beruf", so stand es im Pass,
mir wurden fast die Augen nass.
Ohne Beruf" war da zu lesen,
dabei ist sie das nützlichste Wesen!
Nur für andere zu sinnen, zu sorgen,
ist ihr Beruf vom frühen Morgen
bis in die Tiefe der kargen Nacht,
nur für der ihren Wohl bedacht.
Gattin, Mutter und Hausfrau zu sein,
schließt das nicht alle Berufe ein?
Als Köchin aller Lieblingsspeisen,
als Packer, wenn es geht auf Reisen.
Als Chirurg, wenn ein Dorn im Finger zersplittert,
als Schiedsmann, bei Kämpfen erbost und erbittert.
Schneider aller Kleider und Röcken,
Finanzgenie, wenn sich der Beutel soll strecken.
Als Lexikon, das schier alles soll wissen,
als Flickfrau, wenn Strümpfe und Wäsche zerrissen,
als Märchenerzählerin ohne Ermüden,
als Hüterin des Hauses Frieden.
Als Puppendoktor, als Dekorateur,
als Gärtner, Konditor und als Friseur.
Unzählige Titel könnt´ ich noch sagen
doch, soll sich der Leser länger nicht plagen,
von Frauen, die Gott zum Segen erschuf
und das nennt die Welt dann:"Ohne Beruf".
Regine Böhm
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Es treibt der Wind im Winterwalde
Es treibt der Wind im Winterwalde
Die Flockenherde wie ein Hirt,
Und manche Tanne ahnt, wie balde
Sie fromm und lichterheilig wird,
Und lauscht hinaus. Den weißen Wegen
Streckt sie die Zweige hin - bereit,
Und wehrt dem Wind und wächst entgegen
Der einen Nacht der Herrlichkeit.
Rainer Maria Rilke
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3. Advent
Draußen ziehen weiße Flocken
Durch die Nacht, der Sturm ist laut;
Hier im Stübchen ist es trocken,
Warm und einsam, stillvertraut.
Sinnend sitz ich auf dem Sessel,
An dem knisternden Kamin,
Kochend summt der Wasserkessel
Längst verklungne Melodien.
Und ein Kätzchen sitzt daneben,
Wärmt die Pfötchen an der Glut;
Und die Flammen schweben, weben,
Wundersam wird mir zu Mut.
Dämmernd kommt heraufgestiegen
Manche längst vergessne Zeit,
Wie mit bunten Maskenzügen
Und verblichner Herrlichkeit.
Schöne Frauen, mit kluger Miene,
Winken süßgeheimnisvoll,
Und dazwischen Harlekine
Springen, lachen, lustigtoll.
Ferne grüßen Marmorgötter,
Traumhaft neben ihnen stehn
Märchenblumen, deren Blätter
In dem Mondenlichte wehn.
Wackelnd kommt herbeigeschwommen
Manches alte Zauberschloss;
Hintendrein geritten kommen
Blanke Ritter, Knappentross.
Und das alles zieht vorüber,
Schattenhastig übereilt -
Ach! da kocht der Kessel über,
Und das nasse Kätzchen heult.
(Heinrich Heine)
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Advent Haiku
Advent Kerzenschein
Heimlichkeiten Vorfreude
Nüsse und Glühwein
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Uraltes Wehn vom Meer
Uraltes Wehn vom Meer,
Meerwind bei Nacht:
du kommst zu keinem her;
wenn einer wacht,
so muß er sehn, wie er
dich übersteht:
uraltes Wehn vom Meer
welches weht
nur wie für Ur-Gestein,
lauter Raum
reißend von weit herein...
O wie fühlt dich ein
treibender Feigenbaum
oben im Mondschein.
Rainer Maria Rilke
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