Donnerstag, 14. Oktober 2004
Herbstlied
Bunt sind schon die Wälder,
Gelb die Stoppelfelder,
Und der Herbst beginnt.
Rote Blätter fallen,
Graue Nebel wallen,
Kühler weht der Wind.

Wie die volle Traube,
Aus dem Rebenlaube,
Purpurfarbig strahlt!
Am Geländer reifen
Pfirsiche mit Streifen
Rot und weiß bemalt.

Sieh! Wie hier die Dirne
Emsig Pflaum' und Birne
In ihr Körbchen legt!
Dort, mit leichten Schritten,
Jene goldne Quitten
In den Landhof trägt!

Flinke Träger springen,
Und die Mädchen singen,
Alles jubelt froh!
Bunte Bänder schweben,
Zwischen hohen Reben,
Auf dem Hut von Stroh!

Geige tönt und Flöte
Bei der Abendröte
Und im Mondenglanz;
Junge Winzerinnen
Winken und beginnen
Deutschen Ringeltanz.

von Johann Gaudenz von Salis-Seewis (1762-1834)

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Witz
Silberhochzeit. - Große Feier
Ein guter Freund des Ehemanns unterhält sich bei einem Glas Champagner mit ihm. "Was hast du denn Deiner Frau zu Eurem 25. Hochzeitstag geschenkt?" -
"Eine Reise nach Australien." -
"Wow! Das war aber großzügig!
Da wird’s schwer, das bei der goldenen Hochzeit zu übertreffen. Was willst du ihr dann noch schenken?!" -
"Weiß ich schon: das Rückflugticket."

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Sonntag, 10. Oktober 2004
Des Weibes Blätterfall
Du frägst, mein Freund, wie sich wohl künden
»Das Altern« mag in Seel' und Leib,
Was leiden mag und was empfinden,
- Beginnt's zu altern erst - das Weib?

Noch eh' im Spiegel es gewahr wird,
Daß seine Jugend ihm entweicht,
Noch eh' es ihm im Herzen klar wird,
Daß sich das Alter zu ihm schleicht,

Sagt's ihm des Mannes Blick, ich glaube
Der nach ihm nimmer gierig langt,
Weil - wie die Gais am jungen Laube -
Des Mannes Blick an Jugend hangt!

Noch ist das Weib von Reiz umstrahlet,
Von Kraft und Fülle die Gestalt
Wie sich am ersten Herbsttag malet
Im Sonnenstrahl der Eichenwald;

Doch wie in grüner Blätter Prangen
Sich da und dort ein welkes zeigt,
Zum Zeichen, daß der Lenz vergangen,
Und daß zum Herbst der Sommer neigt:

So kündigt sich der Jugend Weichen
Beim Weib in leiser Spur schon an!
Ein Haar will da und dort erbleichen -
Und aus der Reihe fehlt ein Zahn, -

Und wenn auch Furchen nicht gegraben
Der Jahre Pflug in Stirn und Kinn:
Die zarten Farben, die drauf haben
Den Lenz gemalt, sie - schwinden hin.

... Doch, was im Lied' ich nicht kann sagen,
Weil keinen Reim es dafür giebt:
Das Leid ist's, das ein Herz ertragen
Muß, das zum letztenmal dann - liebt!


Sidonie Grünwald-Zerkowitz
(1852-1907)


Waren es vor zwei Jahrhunderten die gleichen Probleme?
beachtet bitte den Satz: "Von Kraft und Fülle die Gestalt"

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Freitag, 8. Oktober 2004
Ein Schlaflied
Ein Schlaflied

Blauer Abend,
Gutes Schweigen.
Will mich ganz in
Schlummer neigen.

Fern noch rauschen
Nahe Bäume.
Engel bringen
Silberträume.

Schlafe, schlafe ...
Wind und Stille -.
Alles hütet
Gottes Wille.


Francisca Stoecklin
(1894-1931)

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