Dienstag, 15. März 2005
Mondfahrt
Mondfahrt

Schien das süße Mondenlicht
Über Berg und Tal hin wie Opal;
Schläft mein Leib, doch meine Seele spricht:
Nimm mich mit dir, bleicher Strahl!

In dem silberhellen Kahn
Fliegt sie lautlos durch die Nacht dahin,
Wie am Himmel zarte Wolken ziehn,
Wie ein weiß beschwingter Schwan.

Fliegt zu meines Gatten Haus,
Wo er liegt und schläft, das schöne Bild.
»Kommt ein Traum, der meine Sehnsucht stillt?
Wie mein Liebchen sieht er aus.«

- Bin kein Traum, bin dein Gemahl;
Bin kein Traum, bin dein geliebtes Weib;
Schmiegen will ich mich an deinen Leib
Und dich küssen hundertmal.

Ricarda Huch



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Der neidische Mond

Nun küsse mich, ich halte still,
Du lieber, lieber Mann,
Und zieht der Mond ein schief Gesicht -
Was geht's den Mond wohl an!

Ich glaube gar, den alten Herrn
Plagt nur der blasse Neid:
Der ginge lieber auch zu Zwei'n
Durch seine Ewigkeit.

Anna Ritter

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Die meisten Menschen
wissen gar nicht,
wie schön die Welt ist
und wie viel Pracht
in den kleinsten
Dingen einer Blume,
einem Stein,
einer Baumrinde
oder einem Birkenblatt
sich offenbart.

Rainer Maria Rilke

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