Wenn ich einst alt bin
Wenn ich einst alt bin
trage ich Mohnrot
weil ich das Brennen nicht missen möchte
in meinen Gliedern
in meinem Herz
Einen großen Hut
der weit auslädt
und das Gesicht anmutig verschattet
Ich werde stolz sein
wenn die Leute hinter mir tuscheln
Da geht die verrückte Alte mit ihrem Hut
Vieles werde ich nicht mehr machen
zuhören zum Beispiel
wenn ich nicht mag
oder bleiben wenn es mich langweilt
nicht mehr fächeln
mit höflichen Floskeln
sondern sagen wie es mir ist
Vieles aber
will ich noch tun
Rutschbahn fahren mit meinem Enkel
rumpurzeln im Heu
und lachen dazu
Leute ansprechen
im Tram auf der Straße
die mir gefallen und fragen
wie geht`s
Zeit mir nehmen für einen Schwatz
im Blumenladen die Ansicht
der Gärtnerin kennen lernen
über Jahreszeiten und Sträuße
Reisen
ein Weingut suchen im Herz der Toskana
weil mir das Etikett auf der Flasche gefiel
an die Nordsee fahren
weil ich Sehnsucht habe
nach grauen Stränden und frischem Wind
Was mir so einfällt
ein Nachtspaziergang
Düften folgen
und fliegen lassen Bänder im Wind
Unbekümmert und barfuß
lauf ich ins Grab.
- Elisabeth Schlumpf -
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Der starke Kaffee
Der starke Kaffee
Ein Mensch, der viel Kaffee getrunken,
Ist nachts in keinen Schlaf gesunken.
Nun muss er zwischen Tod und Leben
Hoch überm Schlummerabgrund schweben
Und sich mit flatterflinken Nerven
Von einer Angst zur andern werfen
Und wie ein Affe auf dem schwanken
Gezweige turnen der Gedanken,
Muss über die geheimsten Wurzeln
Des viel verschlungnen Daseins purzeln
Und hat verlaufen sich alsbald
Im höllischen Gehirn-Urwald.
In einer Schlucht von tausend Dämpfen
Muss er mit Spukgestalten kämpfen,
Muss, von Gespenstern blöd geäfft,
An Weiher, Schule, Krieg, Geschäft
In tollster Überblendung denken
Und dann sich nicht ins Nichts versenken.
Der Mensch in selber Nacht beschließt,
Dass er Kaffee nie mehr genießt.
Doch ist vergessen alles Weh
Am andern Morgen - beim Kaffee.
Eugen Roth
Sieh an, sieh an...
Eugen Roth hat mich wohl gekannt!
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Kuckuck wir erwarten dich
Kuckuck
Cuculus canorus.
Grauer, schlanker Vogel mit weiß gesperbertem Bauch.
Rote Augen. Lebt in Wäldern und Röhricht.
Das Weibchen legt 10 - 25 Eier einzeln in fremde Nester,
entnimmt dafür eines der vorhandenen Eier.
Das Junge wirft die anderen Jungvögel aus dem Nest.
Nahrung: Insekten, Regenwürmer, Spinnen und behaarte Raupen.
Kuckuck! Kuckuck!
Ruft's aus dem Wald.
Lasset uns singen,
Tanzen und springen!
Frühling, Frühling
Wird es nun bald
Kuckuck! Kuckuck!
Lässt nicht sein Schrei'n.
Kommt in die Felder,
Wiesen und Wälder!
Frühling, Frühling,
Stelle dich ein!
Kuckuck! Kuckuck!
Trefflicher Held!
Was du gesungen,
Ist dir gelungen:
Winter, Winter
Räumet das Feld!
Hoffmann von Fallersleben, 1798-1874
Die Melodie dieses Liedes ist wohl
jedem vertraut.
Und jeder hört den Ruf
des Kuckucks immer wieder gern,
auch wenn er eigentlich ganz frech
seine Eier in fremde Nester legt
und seine Nachkommen von
anderen Vogelarten großziehen lässt.
Auf einem Baum ein Kuckuck
simsala, bimbam, basala, dusala, dim
auf einem Baum ein Kuckuck sass.
Da kam ein junger Jägers-
simsala, bimbam, basala, dusala, dim
da kam ein junger Jägersmann.
Der schoss den armen Kuckuck
simsala, bimbam, basala, dusala, dim
der schoss den armen Kuckuck tot.
Und als ein Jahr vergangen,
simsala, bimbam, basala, dusala, dim
und als ein Jahr vergangen war.
Da war der Kuckuck wieder
simsala, bimbam, basala, dusala, dim
da war der Kuckuck wieder lebendig.
Der Kuckuck
Ein frecher Kuckuck denkt "au wei!"
Wo disponier ich nur mein Ei?
Das Nest soll gut und sicher sein,
Noch dürfen keine Jungen schrei'n;
Doch um das Ei gut zu bebrüten
Muss man sich auch vor Leerstand hüten.
So dreht er rufend seine Runden
Um einen Brutplatz zu erkunden.
An einer alten Eiche Stamme
Entdeckt er schließlich Nest und Amme.
Die Eier fest noch in der Hülle
Umgeben von der Daunen Fülle;
Ein Plätzchen - wie für ihn gemacht,
Dem Tier das Herz im Leibe lacht.
Er plustert glücklich sein Gefieder,
Umkreist den Nistplatz immer wieder
Und setzt sich dann beharrlich stur
Unweit in Warte-Positur.
Ein Kurzflug von der Frau Mama,
Und "schwupp", schon ist der Kuckuck da.
Er manövriert mit List und Tücke
Das falsche Ei in eine Lücke.
Sieht's auch nicht ganz identisch aus,
Der Vogel macht sich nichts daraus.
Für ihn zählt es die Brut zu mehren,
Das Junge wird sich später wehren.
So scheint zunächst das Ei behütet
Und wird getreulich mitbebrütet.
Jedoch der Trug kommt plötzlich raus
Und mit dem Kuckuck ist es aus.
Ein Singvogel in blinder Wut
Bemerkt im Nest Schmarotzer-Brut.
Das will ihm keineswegs gefallen,
Er packt das Ei mit scharfen Krallen,
Durchspießt es spitz mit seinem Schnabel
Wie die Kartoffel mit der Gabel.
"Scher' Dich zum Kuckuck!" ruft er aus
Und wirft das Ei zum Nest hinaus.
Hört die Moral von der Geschicht:
Ein Kuckucksei versteckt man nicht!
Hochmut kommt hier wie überall
Gepaart mit Leichtsinn vor dem Fall.
Wo gestern noch das fette Leben
Kann morgen schon der "Kuckuck" kleben.
Annelore Stoboy
Der Kuckuck und der Esel,
die hatten einen Streit,
wer wohl am besten sänge,
zur schönen Maienzeit
Der Kuckuck sprach: „Ich kann es!"
und fing gleich an zu schrei’n.
„Ich aber kann es besser!",
Das klang so schön und lieblich,
so schön von fern und nah.
Sie sangen alle beide,
Kuckuck, kuckuck,
i-a! Kuckuck, kuckuck, i-a!
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