Sonntag, 22. Juli 2007
Mauerblümchens Traum


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Mauerblümchens Traum

Ein Mauerblümchen, Tag für Tag,
das keiner recht beachten mag,
fühlt sich so einsam und allein,
will nicht mehr Mauerblümchen sein,
sehnt sich so sehr ins satte Grün,
wo all die andern Blumen blühn.

Das Leben zwischen all den Steinen –
ob bunten, großen oder kleinen-
ist manchmal einfach schrecklich hart,
so träumt es sich auf große Fahrt.
Hinein ins bunte Blumentreiben!
Ach ja, hier will´s für immer bleiben.

Der leuchtende Herr Löwenzahn
sagt laut „Hallo!“ und strahlt sie an.
Frau Löwenmaul erzählt Geschichten
von ihren Enkeln und den Nichten.
Im lila Röckchen, voller Glanz,
lädt dann Frau Glockenblum zum Tanz.

Herr Mohn, der auch zu Gast im Haus,
klatscht rot vor Freude laut Applaus.
Das Mauerblümchen fühlt sich gut
und fasst zum ersten Mal den Mut:
spricht an den schönsten Blumenmann,
schenkt ihm ein Lächeln, dann und wann.

Diese Aura, solch Figur,
welch ein Wunder der Natur!
Kopf über Stiel verliebt sie sich
in diesen Blütenblumerich.
Und auch er – ganz hingerissen-
träumt schon von zarten Blumenküssen,

fasst sich ein Blumenherzelein
sagt „bitte, komm doch mit mir heim!“
Rot bis in die Blütenspitzen,
liebesfunkelnd an sich blitzend,
winken sie noch in die Runde
und tun ihren Abschied Kunde.

Das hübsche, kleine Vergiß-mein-nicht
winkt ihnen nach, weint fürchterlich.
Die Beiden aber, ganz im Glück,
gehn Blatt in Blatt, schaun nicht zurück.
Vor einer Mauer bleibt er stehn,
die hat sie doch schon mal gesehn...

Ganz zärtlich sagt er: „Komm doch rein
in mein liebs Mauerstübelein!“
Wie schön ist´s hier, sie glaubt es kaum,
und dann erwacht sie aus dem Traum.
Zufrieden lächelnd, voller Wonne,
streckt sie ihr Köpflein in die Sonne.

Susanne Albrecht

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